Abstract
Nicht erst seit der Verwendung des Computers oder ganz allgemein einer Interaktion zwischen Menschen und Maschinen sind wir mit Auditory Displays konfrontiert. An Beispielen aus dem täglichen Leben sowie aus wissenschaftlichen Anwendungen werden einige bekannte Beispiele von auditiven Signalen vorgestellt. Dabei wird näher auf ihre Funktionen und Strukturierungen eingegangen.
Funktionen einiger allgemeiner Beispiele
Glocken
Allgemeine Beschreibung
- eine der ältsten Formen von auditory displays
- Wirkung muss im Freien entfaltet werden
- Glocken müssen nicht sichtbar sein
- keine störende, eher eine angenehme Funktion
- unharmonische Klangspektren
Funktion
- Rasterung der kontinuierlich verlaufenden Zeit
Vermittlung von diskreten Werten
ein digitales (einseitiges) Kommunikationsmedium
- akustische Anzeige der Zeit
Glockenschläge für die viertel, halbe, Dreiviertel und volle Stunde
Glockenschläge für die Stundenanzahl
- akustischer Aufruf zum Gebet und/oder zum Kirchgang
Strukturierung
- festgelegte Gestaltung für die Zeitanzeige
- Metrik
Anzahl der Schläge gibt die Anzahl der Stunden wieder
es wird eine quantitative Größe vermittelt
- Tonhöhe
eine bestimmte Abfolge der Tonhöhen kann signifikant für die Kennzeichnung der Untereinheiten einer Stunde sein
es wird eine quantitative Größe vermittelt
- durch bestimmte Strukturierungen des Geläutes ist eine Gestaltung in Grenzen möglich
die Fülle, Dauer und Struktur des Geläutes kann über die Art des kirchlichen Anlasses Auskunft geben
(Festgottesdienst, Trauergottesdienst etc.)
die akustischen Signale erhalten eine Bedeutung
Telefon
Allgemeine Beschreibung
- jemand sorgt durch ein Geräusch für Aufmerksamkeit
jemand wird »angeläutet«
- Wirkung muss i.d.R. über mehrere Räume hinweg entfaltet werden
- Telefon muss nicht sichtbar sein
- störende Funktion ist erwünscht
- aus der Glocke wird eine Klingel
Funktion
- Eindringen eines Geräusches in die Privat- oder Arbeitsatmosphäre
Telefon wird aufgesucht
- akustischer Besuch eines Gesprächspartners
- Entgegennahme einer Mitteilung, einer Botschaft
Strukturierung
- ehemals
mehrere Klingeltöne
festgelegte Gestaltung
in der Lautstärke variabel
- Weiterentwicklung zur
elektronischen Simulation eines Klingelzeichens
Gestaltung eingeschränkt möglich (Tonhöhe, Intensität)
- heute
Verwendung von strukturierten akustischen Signalen bis hin zu Melodien und ganzen Musikstücken
freie Gestaltung
durch eine bestimmte Zuordnung können die jeweiligen Anrufer erkannt werden
es wird eine qualitative Größe vermittelt
akustische Signale erhalten eine Bedeutung
Autohupe bzw. Martinshorn
Allgemeine Beschreibung
- kann zur Familie der Bläserklänge gerechnet werden
- Wirkung muss im Freien entfaltet werden
- Hupe bzw. Fahrzeug muss nicht sichtbar sein
(wird nach akustischem Signal jedoch meistens sichtbar)
- vorzugsweise störende Funktion
- aus der Signaltrompete wird eine Hupe
- zwei hintereinandergeschaltete »Hupen«
- Wirkung muss im Freien entfaltet werden
- Martinshorn bzw. Fahrzeug muss im ersten Moment noch nicht sichtbar sein
- störende Funktion in unabdingbar
- Signalhorn – Martinshorn
Funktion
- konzipiert zur akustischen Anzeige eines sich nähernden Fahrzeugs
(oft mit einer möglichen Gefahr verbunden)
- Missbrauch des Signals zum Ausdruck von Freude bzw. Jubel
- konzipiert zur akustischen Anzeige von sich nähernden Fahrzeugen, denen Priorität gewährt werden muss
Strukturierung
- Einzelton
Tonhöhe (abhängig von Wagentyp und der Wagenklasse) und Lautstärke sind festgelegt
- Gestaltungsmöglichkeit beschränkt sich auf rhythmische Wiederholungen
- zwei Töne
Quartschritt aufwärts
mehrfache Aneinanderreihungen
- unterschiedliche Klangfarbe für Rettungsdienst und Ordnungsdienst
Vermittlung einer qualitativen Funktion
Funktion einiger wissenschaftlicher Beispiele
Geigerzähler
Allgemeine Beschreibung
- metrische Folge von kürzesten Schallereignissen
- muss i.d.R. nur vom Benutzer wahrgenommen werden
- keine primär störende Funktion
- gleichzeitig ist eine visuelle Orientierung auf die Umgebung möglich
es kann mit den Händen agiert werden
Funktion
- akustische Anzeige einer unsichtbaren und unfühlbaren Strahlung
- eine physikalische Zustandsform wird in eine akustische Zustandsform überführt
Strukturierung
- Gestaltungsmöglichkeit ist durch die Strahlungsintensität gegeben
Anzahl der Impulse pro Zeiteinheit gibt die gemessene Radioaktivität wieder
- Vermittlung einer quantitativen und qualitativen Grösse
Medizintechnik
Allgemeine Beschreibung
- Errungenschaft der Apparatemedizin
- Wirkung muss in der engsten Umgebung entfaltet werden
- Blickkontakt zur Apparatur ist nicht unbedingt notwendig
- keine störende Funktion
- akustische Ereignisse werden miteinander kombiniert
Funktion
- Überwachung der Vitalfunktionen eines Patienten
- eine visuelle und akustische Doppelung mit Sinn
Entlastung des Anästhesisten
Anästhesist muss in erster Linie den Patienten beobachten (Schweissausbrüche, Augenreflexe, Hautverfärbungen)
- auditives weißt auf mögliche Gefahren hin
Gefahren können dann optisch eingesehen werden
- übermittelte Werte werden nur interessant, wenn sie von der Norm abweichen
Strukturierung
- Pulsoxiometer misst Puls und Sauerstoffkonzentration im Blut
Puls wird durch die Pulsfrequenz dargestellt (metrische Funktion)
Sauerstoffkonzentration wird durch die Tonhöhe dieses Signals dargestellt (Tonhöhenfunktion)
- übermittelte quantitative Zustände werden als qualitative Zustände erkannt
Übergang zur Kunst, wenn die Vitalfunktionen als auditory display zu musikalischen Bausteine für ein Environment verwendet werden
als Beispiel mag hier der Künstler Stelarc dienen, der als körperliche Quellen sowohl zusätzlich den Herzrhythmus, den Muskeltonus, ein EEG und EKG heranzieht als auch die Geräusche und Bilder des Nahrungsaufnahme- und -verdauungstraktes musikalisiert